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Fragen zum Thema: Das heutige Israel und die heutigen Juden
Die genetischen Juden
Genetischen Juden kann niemand eruieren, weil es keine Genealogien gibt. Es haben sich sehr viele von den genetischen Juden mit den Menschen in aller Welt vermischt. Wieviel Prozent des ursprünglichen Blutes müsste also in ihnen sein, dass man sie noch als genetische Juden gelten lassen sollte? (50%? 1 %? Nach unbestätigten Schätzungen soll in fast jedem zehnten Deutschen jüdisches Blut zu finden sein.)
Der Einwand: „Wenn man die Juden schon nicht erkennen kann, so kennt Gott sie aber.“
Viele geben zu, dass sich die Juden genetisch vermischt haben. Sie sagen dann: „Aber Gott kennt die reinrassigen genetischen Juden.“ Selbst wenn es tatsächlich „reinrassige“ Juden geben würde, würde die Tatsache, dass Gott sie kennt, niemandem helfen, denn niemand wird sie eruieren können. Wenn nur Gott sie kennt, wie sollte das den Menschen helfen, sie zu erkennen? Jeder könnte sich als Jude ausgeben, aber es kann bei niemandem verifiziert werden. –
Manche, die Röm 11,26 missverstehen, antworten: „Weil Gott sie kennt, wird er machen, dass sie alle zu einem gewissen Zeitpunkt in der Zukunft zum Glauben kommen, um seine Verheißung wahrzumachen.“
Aber die Heilige Schrift lehrt nicht, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft alle Juden zum Glauben kommen; auch nicht Röm 11,26 („Auf diese Weise wird ganz Israel gerettet werden.“) Dort spricht Paulus von seiner Mission im ersten Jahrhundert, nicht von einer 2000 Jahre langen Geschichte. (Siehe die Auslegung zu Röm 11,23-27 in jettel.ch)
Die jüdischen Rabbiner
Die modernen jüdischen Rabbiner wissen, dass die Israelis nicht das „Israel“ der neutestamentlichen Zeit sind. Die Israelis sind kein genetisches Volk, sondern eine politische Formation. Israeli ist nicht gleichzusetzen mit Jude.
Jude ist, wer eine jüdische Mutter (neulich auch: Vater) hat oder der Halacha gemäß zum (talmudisch-rabbinischen) Judentum konvertiert ist, sofern er nicht nachträglich eine andere Religion angenommen hat (Definition nach dem Wiener Judaistik-Professor Kurt Schubert).
Juden, die zum Christentum konvertiert sind, werden vom jüdischen Oberrabbinat nicht mehr als Juden anerkannt. Das ist konsequent, weil das Christentum aus jüdischer Sicht eine anti-jüdische Religion ist.
Rabbi Rami Shapiro: „Die einzige funktionierende Antwort auf die Frage, wer ein Jude ist, ist: Jude ist, wer das Judentum ernst nimmt. Wer es ernst nimmt, studiert es, argumentiert damit und lebt es.“
Aish HaTorah bringt den Mythos einer abgesonderten jüdischen Rasse auf den Punkt: „Die Juden sind keine Rasse. Jeder kann Jude werden. Menschen aller Rassen, Bekenntnisse und Farben der Welt haben das getan zu irgendeiner Zeit. Es gibt keine gesonderten rassenmäßige physische Gemeinsamkeiten, die nur Juden haben.“
Rabbi Harold M. Schulweis: „Einer der einzigartigen Aspekte des Judentums ist die Ablehnung des Judentums als biologische Einheit, als vererbte geistige DNA, als Rasse oder Ethnie. Jude zu sein, ist keine Frage von Genen und Chromosomen. Im Gegenteil, das Judentum ist die erste Religion, die den ‚ger‘, den Fremden, anerkennt, der sich mit dem Judentum identifizieren will. Das Judentum ist nicht in der Rasse oder im Clan oder in einer genetischen Angelegenheit verwurzelt, sondern eine religiöse Tradition der Wahl.“
Dies führt den Mythos von dem „einen Volk Israel“ ad absurdum:
Rabbi Jonathan Sacks erwähnt in seinem Buch „Future Tense: Jews, Judaism, and Israel in the Twenty-First Century“ (2009) (S. 62) den Autor Arthur Koestler und seine Theorie, dass die Askenasischen Juden von den Chasaren abstammen. Er schreibt: „Judaismus ist nicht eine völkische Sache; und Juden sind keine ethnische (völkische) Gruppe. Gehen Sie zur Klagemauer in Jerusalem. Sie sehen dort Juden aller Farben und Kulturen: … Ihre Nahrung, Musik, Kleidung, Brauchtum ist gänzlich verschieden. Judentum ist nicht etwas ethnisches, sondern ein lebendes Lexikon von verschiedenartiger Volkszugehörigkeit.“
Der Hitlerismus
Aufgrund der NS-Rassentheorie musste auch ein „Mischling“ verfolgt werden, damit das germanische Herrenvolk „gereinigt“ und möglichst alles „unreine Judenblut liquidiert“ werde, „Halbjuden, Vierteljuden, Achteljuden…“. Daher wäre Ahnenforschung nötig.
(Hitler war die Religion gleichgültig; zu der Zeit mussten so manche Katholiken erfahren, dass sie – aus Hitlers Sicht – „Juden“ waren, weil ihre ursprünglich jüdischen Eltern früh zum Christentum konvertiert waren, aber ihren Kindern ihre Herkunft verschwiegen hatten.
Ahnenforschung?
Ahnenforschung ist ohne Bedeutung: Unser Herr hat sogar den „Vollblutjuden“ Jerusalems kategorisch die wahre Abstammung (dem Geiste nach) von ihrem leiblichen Stammvater abgesprochen und den Teufel als ihren „Vater“ bezeichnet, weil sie ihn töten wollten (Joh 8,44).
Auch für die Rabbiner gibt es natürlich keine „Halbjuden“.
Zwei Völker Gottes?
Es gibt heute Christen, die meinen, die heutigen „Juden“ seien Gottes „beiseitegestelltes“ Volk, neben dem geistlichen Volk Gottes, der Gemeinde Jesu Christi. Es gäbe also zwei Völker Gottes.
Aber die Lehre von den „zwei Völkern Gottes“ und der „Unterscheidung zwischen Israel und der Gemeinde“ ist nicht die Lehre der Heiligen Schrift. Sie widerspricht klar den Aussagen der Apostel.
Siehe Röm 2-3 und 9-11; Gal 3-6; Eph 2-3; Heb 4-6 und 11-12; 1Petr 1 u. a.
Politische Zionisten
Politische Zionisten sind sich einig, dass Jude-Sein oder Nicht-Jude-Sein genetisch nicht unterscheidbar ist. Z. B. hat nicht jeder Jude die (von den chasarischen Vorfahren vererbte und seit dem 13. Jhdt. dokumentierte) askenasisch-jüdische Krummnase. Darüber hinaus geht es den politischen Zionisten eigentlich hauptsächlich um die Frage des „Rückkehrrechts“ nach Israel. Wegen des „Wettlaufs“ gegenüber den arabischen Israelis verstärken sie die Bemühungen um Zuwanderung von „Juden“, sodass die Zionisten begonnen haben, die jüdische Herkunft (als Einwanderungsrecht) auch väterlicherseits anzuerkennen, gar bis zu den Großeltern zurück. Da die Staatsgründer-Zionisten nicht religiös waren (Ben Zwi und Ben Gurion waren marxistische Atheisten, Jabotinsky Rechtsnationalist), hat die Religion ebenfalls keine Rolle gespielt, sondern nur die Herkunft und „jüdische Identität“. Dass heute die Religiösen einen wachsenden Einfluss auch in der Politik haben (unter Ben Gurion waren sie nur ein kleines Grüppchen von Orthodoxen), ist eine neuere Entwicklung.
Was sagt das NT? Wer ist das Israel, das die Verheißungen erlangt?
Was sagt die Heilige Schrift über die, die das israelitische Bürgerrecht und die israelitischen Verheißungen Gottes erlangen.
Röm 2,25-29: „denn Beschneidung ist wohl nützlich – wenn du das Gesetz tust; wenn du aber ein Übertreter des Gesetzes bist, ist deine Beschneidung Unbeschnittenheit geworden. 26 Wenn also die Unbeschnittenheit das Gerechte des Gesetzes befolgt, wird nicht ihre Unbeschnittenheit für Beschneidung gerechnet werden 27 und die Unbeschnittenheit von Natur, die das Gesetz ausführt, dich richten, der du bei geschriebenem [Gesetz] und Beschneidung ein Übertreter des Gesetzes bist? 28 – denn nicht der, der es im Sichtbaren ist, ist Jude, noch ist die, die es im Sichtbaren ist, im Fleisch, Beschneidung, 29 sondern der, der es im Verborgenen ist, ist Jude, und Beschneidung ist die des Herzens, im Geist, nicht im geschriebenen [Gesetz]. Eines solchen Lob ist nicht von Menschen, sondern von Gott.“
Röm 9,6-8: „nicht alle, die aus Israel sind, sind Israel, 7 noch sind alle Kinder, weil sie Abrahams Same sind, sondern: „in Isaak wird dir ein Same genannt werden. {1Mo 21,12} 8 Das heißt, es sind nicht die Kinder des Fleisches, die Kinder Gottes sind, sondern die Kinder der Verheißung werden als Same gerechnet“.
Gal 3,26-28: „denn ihr seid alle Söhne Gottes durch den Glauben in Christus Jesus, 27 denn so viele [ihr] °auf Christus getauft wurdet, ihr zogt Christus an. 28 Es ist [da] nicht Jude noch Grieche; es ist nicht Sklave noch Freier; es ist nicht männlich und weiblich; denn ihr seid alle einer in Christus Jesus. 29 Aber wenn ihr des Christus seid, dann seid ihr Abrahams Same und nach der Verheißung Erben.“
Eph 2,12-21: „ Darum denkt daran, dass ihr einst, die ihr im Fleisch von den Völkern wart, „Unbeschnittenheit“ genannt von denen, die „Beschneidung“ genannt werden, [eine Beschneidung, die] am Fleisch mit der Hand geschieht –, 12 dass ihr zu jener Zeit ohne Christus wart, ausgeschlossen von der Bürgerschaft Israels und Fremde den Bündnissen der Verheißung, keine Hoffnung hattet und ohne Gott in der Welt [wart]. 13 Nun aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst „fern“ wart, „nahe“ geworden durch das Blut des Christus, …19 Dann seid ihr also nicht mehr Fremde und Ausländer, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausangehörige Gottes, 20 aufgebaut auf dem Fundament der Apostel und Propheten, wobei Jesus Christus selbst der Haupt-Eckstein ist, 21 in dem der ganze Bau, ‹während er› zusammengefügt ‹wird›, wächst zu einem heiligen Tempelheiligtum im Herrn, 22 in dem auch ihr mitgebaut werdet zu einer Wohnstätte Gottes im Geist.“
Eph 3,4-6: „4 … woran ihr, wenn ihr es lest, mein Verständnis in dem Geheimnis des Christus bemerken könnt, 5 das in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht zur Kenntnis gebracht wurde, wie es nun seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist enthüllt wurde, 6 dass die von den Völkern Miterben und ein Mitleib und Mitteilhabende seiner Verheißung seien in dem Christus durch die gute Botschaft“.
Gal 6,16: „denn in Christus Jesus vermag weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit etwas, sondern [da ist] neue Schöpfung. 16 Und so viele sich nach dieser Regel ausrichten werden, Friede ‹komme› auf sie und Barmherzigkeit – und auf das Israel Gottes!“
1Petr 2,9.10: „Aber ihr seid ein erwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliges Volk, eine Volksschar zu einem erworbenen Eigentum, auf dass ihr kund werden lassen solltet die lobenswerten Wesenszüge dessen, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht rief, 10 die ihr einst „Nicht-Volk“ wart, aber nun Gottes Volk seid, die ihr „nicht Barmherzigkeit“ {Hos 1,8.9} empfangen hattet, nun aber Barmherzigkeit empfingt.“
Jeder, der an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs glaubt, an den Messias Jesus und an die Rechtfertigung aus dem Glauben durch das wahre Opfer, gehört zu Gottes Volk; natürlich nicht genetisch, sondern jeder, der sich glaubend dem Gott Abrahams zuwendet. Die Gene spielen seit dem Messias-Ereignis keine Rolle mehr.
Juden und Heiden in Christus haben dieselbe Zukunft.
Heb 11,39.40: „Und diese alle, nachdem ihnen aufgrund des Glaubens Zeugnis abgelegt worden war, trugen die Verheißung nicht davon, 40 da Gott in Bezug auf uns etwas Besseres zuvor ersehen hatte, damit sie nicht ohne uns zum Ziel gebracht würden.“
Darüber hinaus lehrten die Apostel, man solle sich nicht mit Genealogien abgeben: 1Tim 1,4; Tit 3,9.
Ab dem Sinai-Bund war dar Glaube an eine doppelte Linie gebunden: (1) an den Versöhnungsdienst des Hohenpriesters und (2) an die messianische Hoffnung.
Bei Gesetzesbruch, und wer eine von beiden oder beide Autoritäten verwarf, wurde verworfen: für habe es die Todesstrafe, den Ausschluss aus dem Volk Gottes; damit war er kein gültige Jude mehr vor Gott.
Wer in Israel diesen Blick des Glaubens auf „Jerusalem“ (als Opferaltar und Königsthron) nicht beibehielt und ein Götzendiener wurde, fiel aus dem Volk und ging im Heidentum auf – wie die meisten Angehörigen der zehn Stämme des Nordreiches Israel, die auf die Stier-Standbilder in Bethel und Dan, auf Jerobeams Opferdienst und auf eine falsche Priesterschaft vertrauten.
Als der Messias kam, wurde er der Priesterkönig Israels. Die Herrschaft Jesu zu verachten, war eine ebenso schlimme Rebellion gegen Gott wie die Rebellion unter den Korachiten. Wer so etwas tat, wurde nicht mehr als zum wahren Volk Gottes (im Sinne Gottes) gerechnet.
Nach dem Messias-Ereignis war die fleischliche Abstammung kein Kriterium, um zum wahren Volk Gottes zu gehören. Nathanael (Joh 1) war ein „wahrer Israelit“, weil er Jesus als Messias erkannte und anerkannte.
Wie sieht es mit Kontinuität und Diskontinuität zwischen „Israel“ und der „Gemeinde“ aus?
Die Frage ist falsch gestellt. Es geht nicht um Israel und die Gemeinde, sondern es geht um Israel und die aus den Völkern (die Heiden). Die Antwort gibt Paulus in Rm 9-11. (Siehe hierzu den Artikel über Röm 11,23-27 https://jettel.ch/roem-11-23-27/ .)
Das neue Volk Gottes in Christus Jesus ist die Fortführung des alten Volkes Gottes.sS. Eph 2-3.
Gibt es eine zukünftige Wiederherstellung Jerusalems und ist die heutige Wiederherstellung Jerusalems ein Wirken Gottes?
Siehe hierzu den Artikel über Röm 11,23-27 ( https://jettel.ch/roem-11-23-27/ )
Gal 4,25-27: „denn Hagar ist der Berg Sinai in Arabien. Er entspricht dem gegenwärtigen Jerusalem: Sie ist mit ihren Kindern in Versklavung. 26 Aber das obige Jerusalem ist frei, welches unser aller Mutter ist, 27 denn es ist geschrieben: Sei fröhlich, Unfruchtbare, die du nicht gebierst. Brich in Jubel aus und rufe, die du keine Geburtsschmerzen [zu leiden] hast, weil zahlreich die Kinder der Einsamen sind, mehr als derjenigen, die den Mann hat. {Jes 54,1}“
Heb 12,28: „Darum, da wir ein unerschütterliches Königreich in Empfang nehmen, lasst uns Gnade haben, durch die wir Gott in [einer ihm] angenehmen Weise [den] gebührenden Dienst verrichten – mit Scheu und gewissenhafter, ‹ehrfürchtiger› Haltung“.
Heb 13,13.14: „So lasst uns nun zu ihm hinausgehen, außerhalb des Heerlagers, und seine Schmach tragen, 14 denn wir haben hier nicht eine bleibende Stadt, sondern die kommende suchen wir.“
Heb 11,10-16: Abraham „erwartete die Stadt, die die Grundfesten hat, deren Architekt und Erbauer Gott ist. … 13 [Als Menschen] des Glaubens starben diese alle: Sie hatten die Verheißungen nicht empfangen, sondern sie aus der Ferne °gesehen und hatten sie gegrüßt und hatten bekannt, dass sie Fremde und sich vorübergehend Aufhaltende waren auf der Erde, 14 denn die, die solches sagen, machen offenbar, dass sie [das] Vaterland suchen. 15 Und wenn sie [dabei] an jenes gedacht hätten, von dem sie ausgezogen waren, hätten sie Zeit ‹und Gelegenheit› gehabt umzukehren. 16 Nun haben sie sich aber nach einem besseren ausgestreckt, das heißt, nach einem himmlischen, weshalb Gott sich ihrer nicht schämt, ihr Gott genannt zu werden, denn er bereitete ihnen eine Stadt.“
Heb 4,1-3: Fürchten wir uns also, damit nicht etwa, während eine Verheißung, in seine Ruhe einzugehen, noch übrig gelassen ist, jemand von euch erscheint als einer, der zurückgeblieben ist, 2 denn auch uns ist gute Botschaft gesagt worden gleichwie jenen; jedoch nützte das gehörte Wort jenen nicht, da es bei den Hörern nicht mit dem Glauben vermengt worden war; 3 denn wir, die glaubten, gehen in die Ruhe ein, … 9 Dann bleibt dem Volk Gottes eine Sabbatruhe übrig, 10 denn der, der in seine Ruhe einging, auch er kam zur Ruhe von seinen Werken, gleichwie Gott von den eigenen. 11 Seien wir also fleißig, einzugehen in jene Ruhe, damit nicht jemand nach demselben Beispiel des ungläubigen Ungehorsams falle“.
Heb 6,11-20: „Wir begehren aber, dass jeder von euch denselben Fleiß beweise – hin zur vollen Gewissheit der Hoffnung, bis zum Ende, 12 damit ihr nicht träge werdet, aber Nachahmer derer, die durch Glauben und Geduld die Verheißungen erben; 13 denn als Gott Abraham Verheißung gab, schwor er, da er nicht [die Möglichkeit] hatte, bei einem Größeren zu schwören, bei sich selbst 14 und sagte: Wahrlich! Reichlich werde ich dich segnen, und sehr werde ich dich mehren {Vgl. 1Mo 22,17.}, 15 und auf diese Weise erlangte er, indem er geduldig war, die Verheißung; 16 denn Menschen schwören ja bei einem Größeren, und der Eid – zur Bestätigung – ist ihnen ein Ende allen Widerspruchs, 17 weshalb Gott, da er den Erben der Verheißung auf nachdrücklichere Weise die Unverrückbarkeit seines Ratschlusses zeigen wollte, mit einem Eide ins Mittel trat, 18 damit wir durch zwei unverrückbare Dinge, bei denen es Gott unmöglich war zu lügen, einen starken Trost hätten, die wir flüchteten ‹und Zuflucht nahmen›, um die vorgelegte Hoffnung zu ergreifen ‹und festzuhalten›, 19 welche wir als einen Anker der Seele haben, einen sicheren und auch festen und der in das Innere, [hinter] den Vorhang, hineingeht, 20 wo als Vorläufer für uns hineinging Jesus, nach der Ordnung Melchisedeks Hoher Priester geworden in Ewigkeit.“
Hes 37:24-28: „Und mein Knecht David wird König über sie (über alle ohne Ausnahme) sein, und sie werden allesamt einen Hirten haben. Und sie werden in meinen Rechten wandeln und meine Satzungen bewahren und sie tun. 25 Und sie werden in dem Lande wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe, worin eure Väter gewohnt haben.“
Die Rückführung geschah ab 538 v. Chr. Aber durch Christi Auferstehung und Himmelfahrt und Geistausgießung geschah das Neue: Christus, der Gesalbte (Messias) setzte sich auf den Thron Davids; dieser aber ist im Himmel, sagt Petrus in Apg 2,30ff. Durch den Gesalbten wird der Prozess der Rettung und Wiederherstellung (Apg 1,7; 3,20.21) Israels initiiert. Ab Pfingsten ist Israels „Tag des Heils“ (2Kor 6,2). Die eschatologische Auferstehung Israels findet in der „Endzeit“ Israels statt, diese beginnt ab Apg 2.
Hes 37,25ff: „Und sie werden darin (d. i.: im Lande Jakobs) wohnen, sie und ihre Kinder und ihre Kindeskinder, bis in Ewigkeit“.
Paulus und die anderen Apostel lehrten, dass das Heil Israels und das „Land“ Israel nur in Christus – sprich: in der neuen Schöpfung (Gal 6,16; 2Kor 5,17) – erfüllt werden kann, nicht außerhalb von Christus.
Hes 37,25.26: „Und mein Knecht David wird ihr Fürst sein in Ewigkeit. 26A Und ich werde einen Bund des Friedens mit ihnen schließen, ein ewiger Bund wird es mit ihnen sein.“
Das Wort „ewiger Bund“ ist hier ein Bezug auf den neuen Bund (Jer 31,31-34), erfüllt in dem Gesalbten, Jesus, (Heb 8,6-13), geschlossen mit den 12 Jüngern, als er das Mahl des Herrn einsetzte, faktisch geschlossen durch das Christus-Ereignis in Tod, Auferstehung, Himmelfahrt und Geistausgießung.
Hes 37,26 M: „Und ich werde sie einsetzen und sie vermehren und werde mein Heiligtum in ihre Mitte setzen in Ewigkeit.“
Von dem neuen Jerusalem ist die Rede in der Vision in Off 21 und 22. Die gesamte neue Stadt ist ein Heiligtum, ein ewiges. Gott setzt sich in ihre Mitte, indem er selbst seinen Thron in der Stadt aufrichtet. Gott und „das Lamm“ sitzen auf dem Thron Gottes. Die Stadt ist eine „himmlische“. Off 21,ff wird beschrieben, dass das Neue Jerusalem von Gott auf das Land herabkommt. Die neue Schöpfung („der neue Himmel und das neue Land“) wird von dieser Stadt ausgefüllt. Die Stadt selbst ist gleich lang und breit und hoch, wie das alttestamentliche Heiligtum (1Kön 6,20; 2Chr 3,8), denn sie bildet das neue „Heiligtum“. Gott und das Lamm wohnen und thronen in ihrer Mitte „bis in Ewigkeit“, solange eben, wie Gottes Königsherrschaft über sein Volk andauern wird.
Hes 37,27: „Und meine Wohnung wird über ihnen sein (vgl. Off 7,15; 21,3). Und ich werde ihr Gott, und sie werden mein Volk sein (vgl. Off 21,3). 28 Und die Völker werden wissen (o. erkennen), dass ich Jahweh bin, der Israel heiligt, wenn mein Heiligtum in ihrer Mitte sein wird in Ewigkeit.“
„… wenn mein Heiligtum in ihrer Mitte sein wird in Ewigkeit.“
Gottes Heiligtum wird ab Pfingsten errichtet, ist aber erst mit Christi Parusie vollendet.
Wer sind „die Völker“ in Off 21,24-27 und Off 22,1ff? – Die Tore sind offen. Alle aus den Völkern (alle Menschen) können kommen und den Messias annehmen und ihm huldigen, und sie bringen ihre Herrlichkeiten mit – zu Ehren Jahwehs (vgl. Jes 60). Die Erfüllung dieser Weissagung beginnt in den „letzten Tagen“ des alttestamentlichen Tempel-Zeitalters (d. h.: in der Zeit von Pfingsten bis zur Zerstörung Jerusalems). In dieser Zeit ging für die Heiden die „Tür“ auf, und sie bleibt offen.
Jes 49,1.6: „Hört auf mich, ihr Inseln ‹und Küstenländer›, und hört zu, ihr Völkerschaften in der Ferne! …, 6 ja, er sagt: Es ist zu gering, dass du mein Knecht seist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten von Israel zurückzubringen. Ich habe dich auch zum Licht der Völker gesetzt, um meine Rettung zu sein bis an das Ende der Erde. (Vgl. Apg 13,47.)
Amos 9,11: „An jenem Tage werde ich die verfallene Hütte Davids aufrichten und ihre Risse vermauern und ihre Trümmer aufrichten, und ich werde sie bauen wie in den Tagen vor alters; 12 damit sie den Überrest Edoms und alle Völker in Besitz nehmen, über denen mein Name ausgerufen werden wird [o.: auf die mein Name genannt werden wird], [ist der] Ausspruch JAHWEHS, der dieses tut. 13 Siehe, Tage kommen, [ist der] Ausspruch JAHWEHS, da der Pflüger an den Schnitter und der Traubentreter an den Sämann reichen wird. Und die Berge werden träufeln von Most, und alle Hügel werden zerfließen. 14 Und ich werde die Gefangenschaft meines Volkes Israel wenden. Und sie werden die verwüsteten Städte aufbauen und bewohnen und Weinberge pflanzen und deren Wein trinken und Gärten anlegen und deren Frucht essen. 15 Und ich werde sie in ihrem Lande pflanzen. Und sie sollen nicht mehr herausgerissen werden aus ihrem Lande, das ich ihnen gegeben habe, sagt Jahweh, dein Gott.
Vgl. Apg 15,15-17.
Gottes Verheißungen sind an Bedingungen geknüpft:
Die Rückführung und Sammlung Israels ist an die Bedingung der Buße geknüpft.
5Mo 30,1-4: „Und es wird geschehen, wenn alle diese Worte über dich kommen, der Segen und der Fluch, die ich dir vorgelegt habe, und du es zu Herzen nimmst unter allen Völkern, wohin Jahweh, dein Gott, dich versprengt hat, 2 und du zu Jahweh, deinem Gott, umkehrst und auf seine Stimme hörst gemäß allem, was ich dir heute gebiete, du und deine Söhne, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele, 3 ‹dann› wird Jahweh, dein Gott, dein Geschick wenden und sich deiner erbarmen, und er wird dich wieder sammeln aus all den Völkerscharen, wohin Jahweh, dein Gott, dich zerstreut hat. 4 Wären deine Verstoßenen am Ende der Himmel, so würde dich Jahweh, dein Gott, von dort sammeln und dich von dort holen.“
Wenn die Gründung des politischen „Israels“ eine Erfüllung göttlicher Verheißungen wäre, erhebt sich die Frage: Haben sie die Bedingung für die Sammlung (5Mo 30,1ff) erfüllt?
– Offensichtlich nicht. Wenn aber nicht, dann kann die politische Staatsgründung und fleischliche Sammlung nicht die Erfüllung von 5Mo 30,1ff sein.
1Ch 28,6.7: „Salomo, dein Sohn, er soll mein Haus und meine Vorhöfe bauen; denn ich habe ihn mir zum Sohn erwählt, und ich werde ihm Vater sein. 7 Und ich werde sein Königtum befestigen auf ewig, wenn er stark ‹und fest› sein wird, meine Gebote und meine Rechtsbestimmungen zu tun, wie es an diesem Tag ist.“
5M 28,1.2.9: „Und es wird geschehen, wenn du auf die Stimme Jahwehs, deines Gottes, gewissenhaft hörst, dass du darauf achtest, alle seine Gebote zu tun, die ich dir heute gebiete, so wird Jahweh, dein Gott, dich als höchstes ‹Volk› über alle Völker der Erde stellen, 2 und alle diese Segnungen werden über dich kommen und werden dich erreichen, wenn du auf die Stimme Jahwehs, deines Gottes, hörst. … 9 Jahweh wird sich dich zu einem heiligen Volk aufrichten, wie er dir geschworen hat, wenn du die Gebote Jahwehs, deines Gottes, wahrst und in seinen Wegen wandelst. …“
Wenn die Bedingungen nicht gehalten werden, verwandelt Gott den Segen in einen Fluch:
5Mo 28,13-15: „Und Jahweh wird dich zum Haupt machen und nicht zum Schwanz. Und du wirst nur aufwärts ‹steigen› und nicht abwärts ‹sinken›, wenn du den Geboten Jahwehs, deines Gottes, gehorchst, die ich dir heute gebiete, [sie] zu wahren und zu tun, 14 und nicht abweichst von allen Worten, die ich euch heute gebiete, weder nach rechts noch nach links, um anderen Göttern nachzugehen, ihnen zu dienen. 15 Und es wird geschehen, wirst du nicht auf die Stimme Jahwehs, deines Gottes, hören, darauf zu achten, alle seine Gebote und seine Satzungen, die ich dir heute gebiete, zu tun, so werden alle diese Flüche über dich kommen und dich treffen.“
Wo verheißt Gott Segen? – Dort wo ein einmütiges Sinnen ist; dort, wo Brüder einmütig (einander vertrauend, füreinander lebend und betend) zusammen sind, Ps 133.
Gottes Königreich ist im AT nur irdisch-diesseitig gezeichnet.
Ein jenseitige Zukunftshoffnung von Gläubigen kennt das Alte Testament nicht. Alles wird irdisch-diesseitig dargestellt.
Das Land für Israel ist ein ewiges Land (1Chr 28,7):
„Und ich werde sein Königtum befestigen auf ewig, wenn er stark ‹und fest› sein wird, meine Gebote und meine Rechtsbestimmungen zu tun, wie es an diesem Tag ist.“
Salomo setzte sich auf den Thron des Königsherrschaft Jahwehs über Israel: 1Chr 28,5; 29,23; 2Chr 13,8; 9,8.
Die Kriege, die David kämpfte, waren die Kriege Jahwehs: 1Sam 25,28.
Die heutigen Kriege der modernen Israelis sind nicht Kriege Jahwehs. Die neutestamentlichen „Kriege“ sind geistlicher Art. Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen.
Wo ist das „Königreich Christi und Gottes“? Was sagt das NT?
Eph 5,5: „denn von diesem seid in Kenntnis, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger – er ist ein Götzendiener – Erbteil hat im Königreich Christi und Gottes.“
Mt 5,5: „Die Sanftmütigen werden das Land erben.“
Wo ist dieses Land?
Mt 5,12: „Selige seid ihr, wenn sie euch beschimpfen und verfolgen und jedes böse Wort gegen euch reden meinetwegen, dabei [aber] lügen. 12 Freut euch und frohlockt, weil euer Lohn in den Himmeln groß ist“
Joh 18,36: „Meine Königsherrschaft ist nicht von dieser Welt.“
2Tm 4,18: „Und der Herr wird mich von jedem bösen Werk befreien und mich bewahren ‹und retten› für sein himmlisches Königreich, [er], dem die Herrlichkeit ‹gebührt› in ‹alle› Ewigkeit. Amen.“
Lk 22,30: „Ihr seid es aber, die durch [alles] mit mir geblieben sind in meinen Versuchungen. 29 Und ich vermache euch, so wie mir mein Vater vermachte, ein Königreich, 30 damit ihr esst und trinkt an meinem Tisch in meinem Königreich und sitzt auf Thronen und richtet die zwölf Stämme Israels.“
Zur alttestamentlichen Zeit wusste Salomo, dass Gottes Tempel ewig bleiben würde (1Kön 8,13). Wenn er ewig bleibt, wo ist dieser Tempel zu finden? Was sagt das NT dazu?
Eph 2,18: „Und er kam und kündete ‹als gute Botschaft› Frieden, euch, den Fernen, und den Nahen, 18 weil durch ihn wir beide in einem Geist den Zutritt hin zum Vater haben. 19 Dann seid ihr also nicht mehr Fremde und Ausländer, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausangehörige Gottes, 20 aufgebaut auf dem Fundament der Apostel und Propheten, wobei Jesus Christus selbst der Haupt-Eckstein ist, 21 in dem der ganze Bau, ‹während er› zusammengefügt ‹wird›, wächst zu einem heiligen Tempelheiligtum im Herrn, 22 in dem auch ihr mitgebaut werdet zu einer Wohnstätte Gottes im Geist.“
Apg 7,48.49: „Jedoch wohnt der Höchste nicht in von Händen gemachten Tempelheiligtümern, so wie der Prophet sagt: Der Himmel ist mein Thron und die Erde [der] Schemel meiner Füße. Was für ein Haus werdet ihr mir bauen, sagt der Herr; oder was [wird] die Stätte meiner Ruhe [sein]?“
Apg 26,6.7: „Und nun stehe ich und werde gerichtet aufgrund der Hoffnung auf die von Gott an unsere Väter geschehene Verheißung, 7 zu der unser Zwölfstämmevolk, Nacht und Tag mit Inbrunst ‹den aufgetragenen› Dienst tuend, zu gelangen hofft. Wegen dieser Hoffnung, König Agrippa, werde ich von den Juden angeklagt.“
Apg 26,18: „… zu öffnen ihre Augen, dass sie umkehren von der Finsternis zum Licht und aus der Obrigkeit des Satans zu Gott [und] dass sie Vergebung der Sünden bekommen und ein Erblos unter denen, die durch den Glauben an mich geheiligt worden sind.’“
Die Hoffnung Israels ist das Erblos der Heiligen. – Wo ist das Erblos der Heiligen?
1Petr 1,3-5: „ Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn, Jesu Christi, der uns nach seiner vielen Barmherzigkeit °wiedergebar zu einer Hoffnung, einer lebenden, durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten 4 zu einem unverderblichen, unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das in den Himmeln aufgehoben ist für euch, 5 die wir in der Kraft Gottes durch Glauben bewahrt werden für die Rettung, die bereit ist, enthüllt zu werden in der letzten Zeit, 6 °worüber ihr hoch erfreut seid°, die ihr jetzt für eine geringe [Zeit], wenn es sein soll, betrübt seid in mancherlei Prüfungen“.
Eph 1,9-12: „er setzte uns ‹nämlich› in Kenntnis über das Geheimnis seines Willens nach seinem Wohlgefallen, das er sich bei sich selbst vornahm – 10 im Hinblick auf die Verwaltung der Fülle der Zeiten, ‹um› in Christus alles ‹für sich› wieder unter ein Haupt zu fassen, sowohl das in den Himmeln als auch das auf der Erde – in ihm, 11 in dem wir auch zu einem Erbe kamen, die wir im Voraus bestimmt waren nach dem Vorsatz dessen, der alles nach seinem Willensentschluss wirkt, 12 damit wir zum Lob seiner Herrlichkeit seien, die wir im Voraus in dem Christus gehofft haben“.
F. Weber: Der Mythos von der Zerstreuung der Juden in aller Welt
Wurden die Juden nach dem jüdisch-römischen Krieg aus Judäa ins Exil vertrieben?
(Artikel von F. Weber, aus: Die Demaskierung der zionistischen Abstammungsluüge – Juüdischsein liegt nicht in den Genen.)
Christlich-zionistische Kreise sind von der Meinung beherrscht, dass mit dem Ende der Tempelära „das jüdische Volk zerstreut“ worden sei, bis es „am Ende der Zeiten“ (stets als zeitnah und „bald“ imaginiert) wieder „aus allen Völkern“ in seinem „Stammland“ gesammelt werde.
Ein bekannter messianisch-jüdischer „Israel“-Propagandist schreibt, dass „schon zweitausend Jahre vergangen sind“, seitdem die Juden „das letzte Mal hier waren, als ihre Vorväter damals weltweit verstreut wurden“. (Doron Schneider: „Israel – Mehr als Kibbuz und Orangen“, Holzgerlingen, 3. Aufl., 2014, S. 17.) „Die Wiederversammlung Israels jetzt zum ‚zweiten Mal‘ ist ein Zeichen dafür, dass diese Zeit nahe ist.“ (Doron Schneider, S. 212).
Dieser Prozess – als „Rückkehr“ interpretiert – sei seit 1882 im Gange und würde zur „Wiedergeburt Israels“ führen.
Anm. zu 1882: Diese Jahreszahl gibt der Schweizer Buchautor und Vortragsreisende Roger Liebi an. In seinem Buch „Leben wir wirklich in der Endzeit? 180 erfüllte Prophezeiungen“ in einer älteren Ausgabe [„175 erfüllte Prophezeiungen“] bezieht er sich auf die jüdischen Masseneinwanderungen nach Palästina, als deren Beginn meist das Jahr 1882 angesehen wird. Dieses gilt für ihn als „der Beginn der Endzeit“.
In dem christlich-zionistischen Buch „Einzigartiges Israel“ heißt es: „Auf Zion – auf Jerusalem – zentrierte sich das Denken, wenn die Juden 2000 Jahre lang von ihrer Rückkehr träumten. Die Bezeichnung ‚Zionismus‘ umfasst die Bewegung, die dem jüdischen Volk die Rückkehr in die Heimat ermöglichte.“ (Timo Roller: „Einzigartiges Israel. Das Heilige Land zwischen Bibel und Politik“, Holzgerlingen 2008, S. 88)
Hinter diesen Formulierungen steht erstens die Behauptung, dass „das jüdische Volk“ vor 2000 Jahren aus seiner „Heimat“ vertrieben worden sei, und zweitens sei ihm dank der „Bewegung“ des „Zionismus“ die „Rückkehr“ in seine (vermeintliche) Heimat „ermöglicht“ worden.
Ein weiteres Beispiel: Auf der Homepage einer großen „charismatischen“ Wiener Freikirche ist unter „Geschichte Israels“ die Behauptung zu lesen, dass mit der „Eroberung Jerusalems und Zerstörung des zweiten Tempels […] für das jüdische Volk die ‚Diaspora‘ begann. Die Juden wurden über Vorderasien, Nordafrika und den Mittelmeerraum zerstreut. Eine kleine jüdische Minderheit blieb jedoch immer im Land.“ – Nichts von dem ist historisch korrekt. Ein langer Abschnitt auf dieser Website – insbesondere der zeitgeschichtliche Abschnitt über den „Zionismus“ – ist eine historiografische Katastrophe (Geschichts-klitterung).
Richtig ist vielmehr, wie der französische Historiker Maurice Sartre, emeritierter Professor für alte Geschichte und ein Spezialist für antike griechische und oströmische Geschichte, insbesondere für den hellenisierten Nahen Osten, schreibt:
„Es ist unbestreitbar, dass es nach den Aufständen von 66-70 und 132-135 kein allgemeines Exil der Juden gab, und noch weniger eine Vertreibung.“ (Esther Benbassa, Shlomo Sand, Maurice Sartre et Michel Winock, „Enquête sur le peuple juif“, L’Histoire, no 343, juin 2009, p. 8-21.)
Auch Siegbert Riecker irrt daher, wenn er faktenwidrig (ohne Beleg) voraussetzt, dass „die Vertreibung der Juden durch die Römer nach dem Bar Kochba Aufstand (135 n. Chr.)“ stattgefunden habe (in: Berthold Schwarz, Hrsg.: „Wem gehört das ‚Heilige Land‘? Christlich-theologische Überlegungen zur biblischen Landverheißungen an Israel“, EDIS Edition Israelogie, Bd. 6, Frankfurt am Main 2014, S. 47). Diese mehrbändige EDIS-Reihe zeichnet sich dadurch aus, dass ihr Schlüsselbegriff „Israel“ nirgends definiert oder differenziert wird. Die ideologisch-fundamentalistische Voreingenommenheit kommt bereits in ihren jeweiligen Buchtiteln zum Ausdruck.
Vielmehr war gegen Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. eine Proselytenbewegung entstanden, nicht nur unter der nichtjüdischen Bevölkerung Palästinas, sondern überall im römischen Reich traten Menschen zum jüdischen Glauben über oder machten sich zumindest etwas von der jüdischen Lebensform zu eigen und öffneten sich dem Monotheismus. Sie kamen aus allen sozialen Schichten, aus den Städten und vom Land. Besonders zahlreich waren die jüdischen Konvertiten in den großen syrischen Städten. Dadurch breitete sich der Glaube an Jesus und die Verkündigung seiner Lehren im 1. Jhdt. schon bald über Palästina hinaus auf Juden in der griechischen Diaspora aus, die ihrerseits den Juden und Heiden in den Städten Syriens, Kleinasiens und Zyperns zu predigen begannen.
Ein dem Verfasser persönlich bekannter Professor aus Australien, Altphilologe und Spezialist für Samariterforschung, schaltete sich auf einer akademischen Internetplattform in eine Forumsdiskussion zur Zionismus-Thematik ein. Ein Diskutant hatte die Meinung vertreten, dass die Juden 70 n. Chr. „aus ihrer Heimat vertrieben“ worden wären und nun „zurückgekehrt“ seien. Der Professor antwortete in einem engagierten Beitrag (geringfügig gekürzt): „Die Juden wurden nach 70 n. Chr. nicht von Rom vertrieben. Die Vertreibung der Juden zu dieser Zeit ist ein Mythos. Es gibt keine römischen Aufzeichnungen und auch nichts im Talmud und nichts bei Josephus. Im Gegenteil, es gibt Werke moderner Gelehrter über die Geschichte der Juden in der Zeit bis zum Ende der byzantinischen Periode. Daraus geht hervor, dass die jüdische Bevölkerung erst in den letzten Jahrhunderten dieses Zeitraums einen gewissen Verlust erlitt. Was glauben Sie, wie die Mischna, Sifre Bemidbar von Gedalyahu Alon, oder Sifre Devarim, Sifra al Vayyikra, Bereshit Rabba, Vayyikra Rabba, die Mischna, die Tosefta, der palästinische Talmud und all die Midraschim über lange Jahrhunderte danach zustande gekommen sind? Es stimmt, dass die ersten Werke in Galiläa und nicht in Jerusalem entstanden sind, weil die Juden aus Jerusalem vertrieben wurden. Das ist aber nicht dasselbe. Es gab eine jüdische Diaspora in zahlreichen Ländern und in Rom sogar schon jahrhundertelang vor dem Jahr 70 n. Chr. Wie, glauben Sie, wurde die Septuaginta ab etwa 300 v. Chr. verfasst? Warum wurde sie wohl in Ägypten benötigt? Wie erklären Sie Philo von Alexandria und die große [jüdische] Gemeinde, in der er lebte? Die Juden verließen Palästina erst in der islamischen Periode allmählich in großer Zahl. Sie wurden nicht vertrieben. Sie gingen, weil andere Länder attraktiver waren und mehr Wohlstand boten“.
Später ergänzte er noch, dass keiner der römischen Historiker von einer Vertreibung berichtet hat.
Zusammenfassend ließe sich sagen, dass das rabbinische Judentum in Galiläa geformt, gefestigt und im Detail bis etwa 225 n. Chr. ausgearbeitet wurde.
Über die Folgen der Zerstörung Jerusalems durch Titus im Jahr 70 n. Chr. schrieb der einzige zeitgenössische Historiker des Tempelfalls, Flavius Josephus, von 97.000 jüdischen Gefangenen bei der Eroberung, ohne jedoch ihren Bestimmungsort im Römischen Reich zu nennen. (Flavius Josephus: „Der jüdische Krieg“, VI/420. Allerdings wird diese Zahl für eine Übertreibung von Josephus gehalten.)
Auch im Neuen Testament sind Hinweise zu finden. Der jüdische Historiker „Lukas der Arzt“ berichtete von der Voraussage Jesu über das bevorstehende Ende der damaligen Stadt Jerusalem und der Zweiten Tempelperiode. Die Belagerer würden die Stadt erobern und damit „alles erfüllen, was geschrieben steht“ (Luk 21,22), d. h., sämtliche Weissagungen der Heiligen Schrift – der hebräischen Bibel. Dies war implizit (1) an die Zeloten – die militanten „Eiferer“ – als eindringliche Warnung vor einem Aufstand gerichtet, (2) an die geldgierigen Pharisäer, die das biblische Gesetz (die Torah) durch ihre eigenen „Überlieferungen“ – ihre ins Maßlose erweiterten Alltagsgesetze – gleichsam „zugeschüttet“ und für die Menschen unerträglich gemacht hatten, und (3) an die korrupte sadduzäische Priesterschaft, die die Heiligkeit des levitischen Tempeldienstes um der Geschäftemacherei willen heillos veruntreut und zu einer „Räuberhöhle“ gemacht hatte (vgl. Mt 21,12-13).
Der Bericht von Josephus entspricht den Worten von Jesus, der im Zusammenhang mit der Eroberung der Stadt vor einem Massensterben des Volkes und vor der Wegführung als Gefangene gewarnt hatte. (Luk 19,41-20,9; 21,1-36. „[…] gefangengeführt werden zu allen Völkern“, so wörtlich, bedeutet nicht „Zerstreuung“ oder „Vertreibung“, sondern die Wegführung als gefangene Sklaven, wie das bei Eroberungen üblich war.) Von einer „Zerstreuung über Vorderasien, Nordafrika und den Mittelmeerraum“ aus der südlichen Levante (Syria-Palaestina) ist weder hier noch dort die Rede. Allerdings gab es Juden, die nach der Zerstörung des Tempels aus Palästina von selbst nach Ägypten kamen, darunter auch Zeloten, die die ägyptischen Juden zum Aufstand aufzuwiegeln trachteten.
Th. Schirrmacher: Sind die osteuropäischen Juden Nachfahren der mittelalterlichen Chasaren?
Arthur Koestlers These
Der jüdische Autor Arthur Koestler geht in seinem teilweise romanhaften Buch „Der dreizehnte Stamm“1 davon aus, dass das mittelalterliche Reich der Chasaren der Ursprungsort der osteuropäischen Juden und damit des größten Teils der gegenwärtigen Juden überhaupt ist. Als das Chasaren-Reich, das zwischen dem 7. und 10. Jhdt. als jüdischer Staat zwischen dem Kaukasus und der Wolga auf dem Höhepunkt seiner Macht stand und im 12. und 13. Jhdt. unterging, verstreuten sich die chasarischen Juden in Osteuropa, vor allem in Russland und Polen, so „dass ein wesentlicher Teil – vielleicht sogar die Mehrheit der Ostjuden – und damit auch des Weltjudentums – vielleicht chasarischer und nicht semitischer Abstammung ist.“2 (Die Chasaren waren ein Turkvolk.)
Für Koestler steht, wenn auch zum Teil nur durch Indizienbeweise, fest, dass „die Hauptmasse der modernen Juden … nicht palästinensischen, sondern kaukasischen Ursprungs“3 ist. „Der Hauptstrom der jüdischen Einwanderung floss nicht aus den Mittelmeerländern über Frankreich und Deutschland nach Osten und dann wieder zurück. Dieser Strom bewegte sich vielmehr aus dem Kaukasus ständig in westlicher Richtung durch die Ukraine nach Polen und von dort nach Mitteleuropa.“4 Den Einfluss der Chasaren könne man, so Koestler, bis heute in Sprache und Schrift, in der typischen Kleidung der osteuropäischen Juden und an anderen kulturellen Einflüssen erkennen.
Allerdings scheint es Koestler „unmöglich, eine zahlenmäßige Relation zwischen Chasaren, Semiten und den gene- tischen Beiträgen anderer Völker zu der heutigen Gesamtmasse herzustellen“5. Aufgrund der Rassenforschung, die Koestler insgesamt sehr skeptisch beurteilt, steht für Koestler mit den Worten von Juan Comas fest, „dass die Juden als Ganzes so große morphologische Verschiedenheiten untereinander aufweisen, wie sie sonst nur zwischen den Angehörigen zweier oder mehrerer Rassen zu finden sind“6. Meist weisen die jeweiligen Juden mehr Gemeinsamkeiten mit ihren Gastvölkern auf als untereinander oder mit semitischen Völkern.7 Koestler zitiert neben polnischen und österreichischen auch viele jüdische Forscher als Vertreter seiner Sicht, so vor allem A. N. Poliak8, und vertritt vehement, dass seine These nicht antisemitisch sei.
Weitere Forscher zu den Chasaren
Die These Koestlers und seiner Vorgänger ist von anderen Chasaren-Forschern entschieden abgelehnt, verhalten anerkannt oder verändert worden. Was also gibt es außer Koestler an Standardwerken zum chasarischen Reich und dem Verbleib seiner jüdischen Einwohner nach dessen Eroberung im 10. Jahrhundert?
Hugo Freiherr von Kutschera diskutierte 1910 ausführlich die damals bekannten Quellen.9 Ausführlich geht er auch auf die Zeit nach dem 10. Jahrhundert ein.10 Er geht davon aus, dass schon vor dem Einfluss des Judentums vom deutschen Reich aus die Zahl der Juden in Polen und Ost- und Zentraleuropa so hoch war, dass es sich nur um die Nachfahren der jüdischen Chasaren handeln könne.
D. M. Dunlop hat 1954 ein Standardwerk mit einem umfangreichen Literaturüberblick geschrieben.11 Die Frage der Nachwirkungen streift er aber nur kurz am Ende12, ohne eine eigene These zu entwickeln, auch wenn er die These, die osteuropäischen Juden seien Nachfahren der Kasachen, eher kritisch sieht.13
Lange Zeit bestimmend war dann die russische Forscherin Svetlana A. Pletneva14, die allerdings nur über das Chasaren-Reich selbst forschte, nicht aber über den Verbleib der jüdischen Chasaren.
In neuester Zeit verfasste Kevin Alan Brook das Standardwerk schlechthin seit Koestler, das den augenblicklichen Stand der Forschung wiedergibt und umfangreich die Literatur dokumentiert.15 Brook geht nur kurz auf die Nachgeschichte16 ein, zeigt aber gründlich die hohen Zahlen der Juden in Ost- und Zentraleuropa seit dem 10. Jahrhundert auf. Weder sei es denkbar oder zu belegen, dass sich die chasarischen Juden einfach auflösten oder zum Christentum übertraten, noch gebe es eine andere Erklärung, woher die vielen Juden eingewandert oder zum Judentum konvertiert seien. Brooks Forschungsstand lässt sich wie folgt kurz zusammenfassen:
„Nach der historischen Überlieferung konvertierte König Joseph (Bulan) im 8. Jahrhundert zum Judentum. Eine der Erzählungen lautet, dass Joseph gelehrte Vertreter der großen Religionen an seinen Hof gebeten habe, damit diese ihm die Vorzüge ihrer Religion erklären. Nach den Vorträgen eines christlichen, eines jüdischen und eines islamischen Gelehrten entschied er sich für den jüdischen Glauben. Der Grund für die Konversion zum Judentum dürfte aber eher ein politischer gewesen sein, da das Chasaren-Reich geographisch exakt zwischen dem christlichen Byzanz und dem muslimischen Persien lag und so verhindert werden sollte, zum Spielball der einen oder anderen Macht oder mit dem Schwert bekehrt zu werden. Die Chasaren pflegten aber dennoch enge Verbindungen mit dem persischen Reich und mit Byzanz. Mit Byzanz gab es auch dynastische Verbindungen. Das wirtschaftlich und kulturell prosperierende jüdische Königreich war aber auch Zufluchtsort für viele verfolgte Juden aus Byzanz und Persien. Spätere „Kagans“ oder „Beks“ (Könige) bekannten sich zum Islam. Die Mehrheit der Bevölkerung blieb allerdings auch nach der Konversion Josephs teils christlich, teils muslimisch. Nach der Niederlage und Besetzung des Reiches durch die Russen im Jahre 969 blieben die Chasaren bis zum Mongoleneinbruch Mitte des 13. Jahrhunderts nominell ein jüdischer Staat. Mit Tributzahlungen hatten die Chasaren vergeblich gehofft, die Gier der Russen auf ihr Reich besänftigen zu können. Die Epoche des chasarischen Judentums dauerte von etwa 740 bis 1016“17.
Der rechtsradikale Missbrauch
Leider haben diese Sicht rechtsradikale Gruppen trotz Koestlers deutlicher Warnungen gegen den Missbrauch seiner These zu einem Standardargument gegen die Juden umfunktioniert. Der „Informationsdienst gegen Rechtsextremismus“ schreibt in seinem ausgezeichneten Online-Lexikon18 unter dem Stichwort „Chasaren“ zu Recht:
„Eine beliebtes Mittel der Diffamierung von Juden ist die Behauptung, diese seien die Nachkommenschaft eines asiatischen Volkes, der Chasaren … Juden als „Chasaren“ zu bezeichnen zieht sich wie ein roter Faden durch rechtsextreme und antisemitische Literatur; dies gehört weltweit zum antisemitischen Inventar. Über die „chasarischen Juden“ spekulierte etwa der Holocaust-Leugner und NPD-Mitbegründer Udo Walendy in seinen „Historischen Tatsachen“. Auch die US-amerikanischen Christian Identity-Sekten nennen Juden fast durchweg „Chasaren“. Welche Intention Rechtsextremisten damit verfolgen, wird besonders bei Gary Lauck deutlich, der 1973 in seinem NS-Kampfruf Juden mit Blick auf Israel „Landräuber“ nennt, die „nicht mehr als 20 % semitisches Blut in ihren Adern“ hätten, weil sie „in Wirklichkeit Chasaren“ seien, „Nachkommen einer Mischrasse aus Turken (Türken), Turkmenen, Georgiern, Arabern und anderen Volkssplittern, die von … Juden zur Annahme der jüdischen Religion gezwungen worden waren“. (Nr. 3/73)“19.
Allerdings muss man deutlich sagen: Die Frage nach dem mittelalterlichen Reich der Chasaren im heutigen Russland, Ukraine und Nordkaukasus ist von der Forschung zu sehr vernachlässigt worden und die Existenz und der Verbleib dieses jüdischen Reiches bleibt Aufgabe der historischen Forschung. Man kann ja die historische Forschung und Wahrheit nicht verbieten, nur weil Rechtsradikale sie dann – völlig aus dem Zusammenhang gerissen – missbrauchen.
Man sollte lieber deutlich machen, dass die rechtsradikale Verwendung der Chasaren-These einen radikalen Bruch mit dem Nationalsozialismus darstellt. Dieser beruhte ja gerade darauf, dass die Juden eine erkennbare Rasse sind, keine Glaubensgemeinschaft oder Kulturgemeinschaft.
Wenn etwa Erwin Soratori in seinem Buch im rechtsradikalen Grabert-Verlag „Attilas Enkel auf Davids Thron: Chasaren, Ostjuden, Israeliten“20 über die Juden schreibt: „Eine biologische Rasse können sie nicht sein …“21 und meint, „dass die Juden keine einheitlichen Rassenmerkmale aufweisen“22, hat er damit den Nationalsozialismus am Nerv getroffen und ausgesagt, dass schon aus diesem Grund Hitlers Weltanschauung und alles, was darauf aufbaute, ein reiner Wahn war. Sein eigentlicher Antisemitismus kommt meines Erachtens viel stärker darin zum Tragen, dass er das Alte Testament als Buch von Mördern verwirft und die Juden für eine Mörderbande hält.23
Die rassische Vermischung der Juden steht meines Erachtens außer Frage. Sie wird zudem in der Chasaren-Frage nicht nur von Koestler als jüdischem Autor vertreten, sondern ist auch sonst unter jüdischen Forschern eine normale Aussage.24 Man sollte sie aber viel stärker als Argument gegen den Rechtsradikalismus verwenden. Nach George L. Mosse heirateten zwei Drittel aller Juden in Europa Nichtjuden.25 Der jüdische Autor Hannes Stein schreibt etwa:
„Bis heute gilt als Jude, wer entweder von einer jüdischen Mutter geboren wurde oder zum Judentum übergetreten ist. Eine „reine jüdische Rasse“ konnte nach dieser Maßregel freilich nicht entstehen. Wer je an der Mittelmeer Promenade von Tel Aviv spazieren gegangen ist, verliert angesichts tiefschwarzer äthiopischer Soldaten, dunkelbrauner jemenitischer Strandschönheiten, strohblonder Kibluzniks und frommer Karottenköpfe mit Käppchen jede Illusion, dass die jüdischen Bewohner des Landes Israel so etwas wie eine ethnisch homogene Gruppe bilden. Die Juden sind ein Vielvölkervolk geblieben“.26
Anmerkungen:
1 Arthur Koestler. Der dreizehnte Stamm: Das Reich der Chasaren und sein Erbe. Fritz Molden: Wien, 1977; Bergisch-Gladbach: Lübbe, 1989; Herrsching: Pawlak, 1991 (Engl. The Thirteens Tribe: The Khazar Empire and its Heritage. London: Hutchinson, 1976).
2 Arthur Koestler. Der dreizehnte Stamm. a. a. O. S. 14–15.
3 Ebd. 4 Ebd. 5 Ebd. 6 Ebd. 7 Ebd. 8 Ebd.
9 Hugo Freiherr von Kutschera. Die Chasaren: Historische Studie. Wien: Adolf Holzhausen, 19102.
10 Ebd. S. 162–271.
11 D. M. Dunlop. The History of the Jewish Khazars. Princeton University Press: Princeton (NJ), 1954. Vgl. auch die kurze Zusammen- fassung: D. M. D. „Khazars“. Sp. 944–952 in: Encyclopedia Judaica. Bd. 10. Encyclopedia Judaica: Jerusalem, 1971 und die gute Über- sicht in Joshua Starr. „Khazars“ S. 375–378 in: The Universal Jewish Encyclopedia. Bd. 6. Universal Jewish Encyclopedia: New York, 1948 (mit Literatur).
12 D. M. Dunlop. The History of the Jewish Khazars. a. a. O. S. 261–263.
13 Ebd. S. 254–261. Eine Mittelstellung nimmt im Gefolge Dunlops ein: Y. S. „Khazar Jews After the Fall of the Kingdom“. Sp. 952–954 in: Encyclopedia Judaica. Bd. 10. Encyclo- pedia Judaica: Jerusalem, 1971 (mit weiterer Literatur).
14 In deutscher Sprache nur Svetlana A. Plet- neva. Die Chasaren: Mittelalterliches Reich an Don und Wolga. Leipzig: Koehler und Ame- lang, 1978; Wien: Schroll, 1979.
15 Kevin Alan Brook. The Jews of Khazaria. Northvale (NJ) & Jerusalem: Jason Aronson, 1999.
16 Ebd. S. 281–304.
17 http://lexikon.idgr.de/, Stichwort „Khasa- chen“, siehe dazu das unten Gesagte.
18 http://lexikon.idgr.de/
19 Zu Koestler heißt es dort: „Das Thema der „chasarischen Juden“ wurde von Arthur Koestler in seinem Roman Der dreizehnte Stamm literarisch bearbeitet. Koestlers Buch ist spekulativ, bietet wenig erhellende Fakten zum Thema, nährt antisemitische Legenden und begünstigt Thesen, die den Juden Israels ihr Lebensrecht in einem jüdischen Staat strei- tig machen wollen. Dies erklärt auch die Popularität dieses Buches unter Rechtsextremisten, Antisemiten und „Antizionisten“ – natürlich auch den Identity-Sekten. Koestler war sich dabei durchaus der Gefahr des Missbrauchs durch Antisemiten bewusst und schrieb dazu: „Ob die Chromosomen seines Volkes nun die Gene der Chasaren oder solche semitischer, romanischer oder spanischer Herkunft enthalten, ist irrelevant und kann nicht das Existenzrecht Israels berühren – noch auch die moralische Verpflichtung jedes zivilisierten Menschen, ob Nichtjude oder Jude, dieses Recht zu vertei- digen. Selbst die geographische Herkunft der Eltern oder Großeltern der heute schon ein- geborenen Israelis gerät in diesem kochenden Rassenschmelzkessel in Vergessenheit. Das Problem der chasarischen Blutbeimischung vor 1.000 Jahren, so faszinierend es auch sein mag, ist für das heutige Israel irrelevant.“
20 Erwin Soratori. Attilas Enkel auf Davids Thron: Chasaren, Ostjuden, Israeliten. Tübin- gen: Grabert-Verlag, 1992, vgl. bes. S. 54–57 „Juden keine Erben Abrahams“.
21 Ebd. S. 94; vgl. ausführlicher S. 94–97.
22 Ebd. S. 97.
23 Ebd. S. 111–112.
24 Siehe z. B. Ehud Ya‘ari. „Archeological finds add weight to claim that Khazars converted to Judaism“. Jerusalem Report vom 21.6.1999.
25 George L. Mosse. Ein Volk, ein Reich, ein Führer: Die völkischen Ursprünge des Nationalsozialismus. Athenäum: Königstein, 1979. S. 257.
26 Hannes Stein. Moses und die Offenbarung der Demokratie. Rowohlt Berlin Verlag: Berlin, 1998. S. 133.
Hrsg.: Thomas Jettel (Artikel von F. Weber und Th. Schirrmacher sind eingebettet.)
Thomas Jettel, Krümmenswil 414; CH-9643 Krummenau; jettel@bluewin.ch