Bibel Online
Die Bibelübersetzung: „Die Bibel in deutscher Fassung“ von Herbert Jantzen und Thomas Jettel.
Die Übersetzung ist hier als Online Version verfügbar.
Version: Oktober2022
Römer
Kapitel: 11
1 Ich sage also: Verstieß Gott sein Volk? Das sei fern! - denn auch ich bin ein Israelit aus dem Samen Abrahams, vom Stamm Benjamin.2 Gott verstieß sein Volk nicht, das er im Voraus kannte. Oder wisst ihr nicht, was die Schrift bei Elia1 sagt? - wie er vor Gott auftritt gegen Israel? 3 "Herr", sagt er, "sie töteten deine Propheten, gruben deine Altäre ab, und ich blieb alleine übrig, und sie trachten nach meiner Seele." {Vgl. 1Kön 19,10.14.}4 Aber was sagt ihm die göttliche Antwort? "Ich ließ mir übrig bleiben siebentausend Mann, die <vor> der Baal2 das Knie nicht beugten." {1Kön 19,18} 5 So ist also auch in der jetzigen Zeit ein Überrest nach [der] Wahl der Gnade entstanden.6 Wenn aber durch Gnade, [ist es] nicht mehr aus Werken. Sonst wird die Gnade nicht mehr Gnade. Wenn aber aus Werken, ist es nicht mehr Gnade. Sonst ist das Werk nicht mehr Werk.7 Was ist also [zu sagen]? Wonach Israel trachtet, das erreichte es nicht. Aber die Erwählung erreichte es. Die Übrigen wurden verhärtet,8 so wie geschrieben ist: Gott "gab ihnen einen Schlafgeist" {Jes 29,10}, "Augen, die nicht sehen, und Ohren, die nicht hören - bis zum heutigen Tag." {Vgl. 5Mo 29,3.}9 Und David sagt: "Es werde ihr Tisch zur Schlinge und zum Fallstrick und zum Anstoß und zur Vergeltung.10 Verfinstert seien ihre Augen, um nicht zu sehen. Und ihren Rücken beuge immerzu." {Vgl. Ps 69,23.24.}11 Ich sage also: Stießen sie an, damit sie fallen <und liegen bleiben> sollten? Das sei fern! Sondern durch ihren Fehltritt ist das Heil zu denen [gekommen], die von den Völkern sind, "um sie zur Eifersucht zu reizen."12 Wenn aber ihr Fehltritt Reichtum der Welt <ist> und ihr °Schade Reichtum derer, die von den Völkern sind, wie viel mehr ihre °Fülle3? 13 - denn euch, die ihr von den Völkern seid, sage ich: Insofern ich [ja] der Apostel derer bin, die von den Völkern sind, verherrliche ich meinen Dienst,14 ob ich auf irgendeine Weise [die, die] mein Fleisch [sind], "zur Eifersucht reizen" und etliche aus ihnen retten möge,15 denn wenn ihre Verwerfung Versöhnung der Welt <ist>, was <ist> [ihre] Annahme4 anderes als Leben aus [den] Toten? 16 Wenn der Erstling heilig5 ist, ist es auch die Teigmasse, und wenn die Wurzel mitsamt Stamm6 heilig ist, sind es auch die Zweige. 17 Wenn aber einige der Zweige ausgebrochen wurden und du, der du °ein [Zweig vom] Wilden Ölbaum° warst, unter sie eingepfropft und Mitteilhaber der Wurzel und des Stammes und der Fettigkeit des Ölbaums wurdest,18 rühme dich nicht gegen die Zweige. Wenn du dich aber gegen sie rühmst: Nicht trägst du die Wurzel und den Stamm, sondern die Wurzel mitsamt Stamm trägt dich.19 Du wirst hieraufhin sagen: "[Die] Zweige wurden ausgebrochen, damit ich eingepfropft würde."20 Recht. Durch den Unglauben [kam es, dass] sie ausgebrochen wurden. Du stehst durch den Glauben. Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich,21 denn wenn Gott die natürlichen Zweige nicht schonte, [bedenke,] dass er auch dich nicht schonen wird!22 Sieh also die Freundlichkeit und die Strenge Gottes: gegen die, die fielen, Strenge; gegen dich Freundlichkeit, wenn du an der Freundlichkeit bleibst. Sonst wirst auch du abgeschnitten werden.23 Aber auch jene, wenn sie nicht im Unglauben bleiben, werden eingepfropft werden, denn Gott vermag sie wieder einzupfropfen;24 denn wenn du von dem von Natur Wilden Ölbaum abgeschnitten und wider die Natur in einen edlen Ölbaum eingepfropft wurdest, wie viel mehr werden diese, die natürlichen [Zweige], in den eigenen Ölbaum eingepfropft werden;25 denn ich will nicht, Brüder, dass euch dieses Geheimnis unbekannt sei, damit ihr euch nicht selbst klug dünkt: Verhärtung ist Israel zu einem Teil widerfahren7, bis die Fülle8 derer, die von den Völkern sind,9 eingegangen ist. 26 Und so wird das ganze Israel gerettet werden; - wie geschrieben ist: "Es wird aus Zion kommen der Befreier, und er wird ehrfurchtsloses Wesen von Jakob abwenden.27 Und dieses ist ihnen der Bund von mir", {Jes 59,20.21} "wenn ich weggenommen haben werde ihre Sünden."28 Ja, gemäß der guten Botschaft sind sie Feinde, euretwegen. Gemäß der Erwählung sind sie aber Geliebte, der Väter wegen,29 denn unbereubar sind die Gnadengaben und das Rufen Gottes,30 denn gleichwie auch ihr einst im Unglauben Gott nicht gehorchtet, nun aber Barmherzigkeit erfuhrt <über> ihrem10 Ungehorsam11, 31 so waren auch diese nun im Unglauben ungehorsam zugunsten eurer Barmherzigkeit, damit auch sie Barmherzigkeit erfahren möchten,32 denn Gott schloss alle zusammen ein in den Ungehorsam, damit er allen Barmherzigkeit widerfahren lasse.33 O die Tiefe des Reichtums, der Weisheit und auch der Kenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Urteile und unaufspürbar seine Wege;34 denn "wer kannte den Sinn des Herrn, oder wer wurde sein Mitberater?" {Jes 40,13}35 oder "wer gab ihm zuvor, und es wäre ihm zu vergelten?" {Vgl. Hi 41,3.}36 - denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm <gebührt> die Herrlichkeit12 in Ewigkeit! Amen. 1 d. h.: in der Geschichte des Elia
2 "Baal" kann mit dem männlichen oder auch mit dem weiblichen Artikel vorkommen. Hier steht der weibliche. Eigentlich ist das Wort männlich, aber die Juden nannten diesen abscheulichen Götzen in ihrer Sprache boscheth (Schande), ein Wort weiblichen Geschlechts, und im Gr. ais-chünee (Schande), ebenfalls weiblich. In 1Kön 18,25 gibt die gr. Üsg. des AT den heb. Ausdruck mit propheetais tees ais-chünees (Propheten der Schande) statt "Propheten des Baal" wieder. Obwohl im heb. Text "Baal" geschrieben stand, sprach man beim Vorlesen die weibliche Entsprechung boscheth (Schande; Scheusal) aus.
3 d. h.: ihre Heilsfülle; ihr Gewinn (im Gegensatz zu "Verlust" bzw. "Schade", V. 12A)
4 i. S. v.: ihr Angenommenwerden (durch Gott); ihr Willkommenheißen (von Seiten Gottes)
5 i. S. v.: abgesondert; vom ersten Teig, gemacht aus den Körnern der Erstlingsähre, wurde ein Teil abgesondert und für den Herrn gebacken als Webeopfer bzw. Schwingopfer, das die ganze Teigmasse heiligte. Die Heiligkeit des ersten Teiges lag in seinem Abgesondertsein für den Herrn und darin, dass er ihn annahm. S. Lenski.
6 Vgl. Menge u. Güthling.
6 Vgl. Menge u. Güthling.
7 Das Perfekt drückt ergänzend aus: ... und widerfährt ihm; das gr. Perfekt deutet das Verhärtet-Werden als eine fortgesetzte, progressive Handlung an.
8 pleerooma (Fülle) ist in den seltensten Fällen eine "Vollzahl", vielmehr meistens (wie hier) eine "große Menge".
9 o.: die Heidenfülle; die große Menge derer aus den Heiden; Paulus spricht von seiner Heidenmission (V. 13).
8 pleerooma (Fülle) ist in den seltensten Fällen eine "Vollzahl", vielmehr meistens (wie hier) eine "große Menge".
9 o.: die Heidenfülle; die große Menge derer aus den Heiden; Paulus spricht von seiner Heidenmission (V. 13).
10 o.: bei ihrem; durch ihren (im Gr. bloßer Dativ)
11 Das gr. Wort drückt aus, dass ihr Ungehorsam in Unglauben besteht, bzw. dass ihr Unglaube ein Akt des Ungehorsams ist. Ebenso in V. 32.
11 Das gr. Wort drückt aus, dass ihr Ungehorsam in Unglauben besteht, bzw. dass ihr Unglaube ein Akt des Ungehorsams ist. Ebenso in V. 32.
12 o.: der [Ruhm der] Herrlichkeit